Im Januar entschloss ich mich, wieder mehr Ausdauer in Form des Dauerlaufs auszuüben. Da es sich besser trainiert, wenn man auch ein Ziel hat, suchte ich mir zwei Wettkämpfe, bei denen ich teilnehmen wollte – einen im Frühjahr und einen im Herbst. So fiel die Wahl auf den Mazda-Lauf (siehe Bericht) und den Leipziger Halbmarathon. Zur Vorbereitung ging ich 2-3 mal die Woche laufen. Die Distanz steigerte ich von 8-12 km auf 12-16 km. Als im April dann die Rudersaison losging, wurde es schwierig, Arbeit, Training und Freizeit einigermaßen unter einen Hut bekommen. Bis Mitte Juli fuhr ich das Laufen deswegen etwas zurück, um die drei Monate bis zum Wettkampf umso intensiver angehen zu können. Das bedeutete 6 Mal Sport in der Woche (Rudern und Laufen im Wechsel). Für Leistungssportler nichts Besonderes, aber als Freizeitsportler war das schon eine Herausforderung.
Unseren Urlaub Anfang September nutzten wir für ein kleines „Höhentrainingslager“ – Wandern und Radfahren rund um den Traunsee. Nach der Landesmeisterschaft und der Rohrwallregatta konnte ich mich wieder aufs Laufen konzentrieren, wobei es nur noch zwei Wochen bis zum Start waren. Ein kleiner Infekt zwang mich in der letzten Woche zur Ruhe, wobei man in der sowieso nicht viel machen sollte. Ein letzter Lauf am Freitag sollte die Abschlusseinheit werden. Danach hieß es "Energiespeicher füllen, füllen und nochmals füllen"...
Am Sonntag holte meine Schwester, die über „Lauf geht’s“ ebenso teilnahm, mich und Anne als wichtige moralische Unterstützung um 8Uhr ab. Bis zum Start war es noch reichlich eine Stunde und so konnten noch Fotos gemacht werden, obwohl nur die einlaufende Mannschaft fotografiert werden sollte. Danach war Aufwärmen angesagt. Vor der Kulisse des Völkerschlachtdenkmals begaben wir uns 15min vor Beginn in die Starterzone. Eine Kanone als Startschuss kennen wir in Eilenburg ja, aber die Druckwelle am ganzen Körper zu spüren war schon was. Um dann ging es schon los auf die 21,095 km durch den Leipziger Süden. Vorher nicht zu viel trinken und nicht zu schnell loslaufen - das hatte ich in der Fachliteratur gelesen. Zu schnell laufen war auf den ersten Kilometer sowieso nicht möglich, da ich mitten im Pulk steckte, aber das lockerte sich nach und nach auf. Mit dem Trinken hat nicht so gut funktioniert - schon nach 2km drückte die Blase. Zum Glück ging mir kurze Zeit später der Schuh auf und da ich zum zuschnüren halten musste, erledigte ich das andere gleich mit.
Nach 4 km kam der erste Versorgungsstand. Einen Becher Wasser für die Kehle und der andere zum Befeuchten der Mütze (RCE natürlich). In der Phase des Rennens war sogar noch ein kleiner Plausch mit den Mitläufern drin. Auf einer langen Geraden hinter Liebertwolkwitz blies der Wind ordentlich, aber auch kühlend von vorn. Am Wendepunkt (ca. km 7,5) drehte sich das jedoch. Gefühlt war es mit einmal 10°C wärmer geworden. Bei km 8 dann wieder eine Versorgungsstation. Kurzer dahinter hatte ich mich mit einem anderen Läufer zusammen getan, der das gleiche Tempo wie ich lief. So konnten wir uns gegenseitig ziehen. Die Ehe hielt bis zur nächsten Station bei km 12 direkt am Markkleeberger See. Jetzt wurde es langsam anstrengend. Zum einen weil es immer wärmer wurde, zum anderen stieg die Strecke immer ganz leicht an. Für das landschaftliche Highlight hatte ich jedenfalls keinen besonderen Blick. Von der Zeit her lag ich gut. Mein Ziel war es unter 2 Stunden zu bleiben.
Nach der letzten Verpflegung bei km 16 sah man bei einigen Mitstreitern schon erhebliche Ausfallerscheinungen. Der Anstieg zum Bruno-Plache-Stadion war sehr zermürbend, aber immerhin war es nicht mehr weit. Auf dem letzten Kilometer holte ich nochmal alles raus und konnte mein Tempo deutlich steigern. Die Zuschauer am Rande der Strecke feuerten uns dabei ordentlich an, was wirklich half. Dann die „Zielgerade“ – fast geschafft. Nochmal eine 90° Kurve (wie fies) und ab über die Ziellinie. Dort gab es neben einer Medaille auch einen Laib Brot, welchen ich dankend ablehnte. Mir war dann doch eher nach Flüssigkeit und Obst.
Danach hieß es erstmal runter kommen und die Fotos von einlaufender Mannschaft machen. Mit 1:55:07 stellte ich meine persönliche Bestzeit auf und war knapp 5 Minuten schneller als ich mir vorgenommen hatte. Zu Hause angekommen gab es mal wieder Nudeln und kalte isotonische Getränke. Obwohl ich meine Beine am nächsten Tag deutlich gespürt habe, werde ich auch im nächsten Jahr sicher wieder teilnehmen – vielleicht sogar mit anderen RCE-Mitstreitern.
Thomas Osthoff